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Bregenzer Festspiele 2022 – zwischen Glamour und Krisen

Jul 24, 2022 | 0 Kommentare

Kunst unterhält uns. Sie amüsiert uns. Lässt uns in andere Welten abtauchen. Lädt ein zu träumen. Gibt uns Hoffnung. Kritisiert. Hinterfragt. Provoziert. Schockiert.

© Thomas Pail Consulting

Bundespräsident Dr. Alexander van der Bellen

Die Eröffnung der Bregenzer Festspiele 2022 vergangenen Mittwoch war überschattet vom Krieg in der Ukraine. Bundespräsident Dr. Alexander Van der Bellen verurteilte in seiner Rede den Krieg entsprechend scharf, wies eindringlich auf die Folgen hin und forderte die Regierung mit deutlichen Worten zum Arbeiten auf. Seine Verantwortung sei es „in dieser Zeit die größtmögliche Stabilität zu garantieren“. Deswegen sei er zum Entschluss gekommen, „dass die Regierung jetzt das tun soll und muss, und zwar ohne Verzögerung, wofür sie gewählt wurde: Sorry, arbeiten, arbeiten, darüber rasch und verständlich kommunizieren“. Neuwahlen erteilte er eine deutliche Absage. Ebenso deutlich sprach er die negativen Veränderungen an, die aufgrund der derzeitigen Lage alle noch auf uns zukommen werden. Hier dürfe man sich nichts schönreden. Nur gemeinsam können wir diese Situation meistern zeigte sich der Bundespräsident zuversichtlich.

© Bregenzer Festspiele/Karl Forster

Festspielpräsident Hans-Peter Metzler

Auch Festspielpräsident Hans-Peter Metzler stellte Freiheit und Demokratie in das Zentrums einer Ansprache. „Menschen verlieren ihr Leben, ihre Freiheit, ihre Existenz“, stellte er fest. Der Begriff der Freiheit blieb auch in seinen weiteren Ausführungen bestimmend. Er bezeichnete es als eine zentrale Aufgabe des demokratischen Staates, „Kunst und Kultur in ihrer Freiheit nicht nur zu schützen und zu sichern, sondern ebenso wie die Bildung grundsätzlich und bewusst zu fördern“.

© Bregenzer Festspiele/Lisa Mathis

Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer

Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer zitierte in ihrer Ansprache Albert Camus, der 1947 in Die Pest formulierte: „Und doch finden Pest und Krieg die Menschen immer gleich wehrlos.“. Die Politik müsse die multiple Krisensituation als Gestaltungsauftrag begreifen. „Wir sind nicht wehrlos.“ Durch einen noch stärkeren Zusammenhalt der Länder in unserem Europa könne man Krieg und Pandemien besiegen, zeigte sie sich zuversichtlich.

© Bregenzer Festspiele/Karl Forster

Mein Fazit

Ich frage mich also – darf man in Zeiten wie jetzt Kunst genießen, ausgelassen feiern und die schöne Zeit hier in Bregenz genießen, während nur wenige hunderte Kilometer entfernt Krieg und Elend herrscht? Ja, davon bin ich überzeugt. Wir helfen niemandem durch Verzicht, wir helfen niemandem wenn wir aus Solidarität mitleiden. Wir helfen nur wenn wir aktiv werden, kritisch hinterfragen, sich mit der Situation vertraut machen, vor Ort oder auch den geflüchteten helfen. Alles andere ist meiner Ansicht reine Heuchelei. Festspiele zwischen Glamour und Krisen also. Eine neue Welt, in der wohl beides seinen Platz hat.

Die 76. Bregenzer Festspiele sind nun also eröffnet. Für mich zählt diese Eröffnung zu den schönsten. Bereits der Festakt bietet ein so vielfältiges, großartiges Programm, das Lust auf mehr macht. Für zahlreiche Lacher sorgte auch dieses Jahr wieder Nikolaus Habjan an, der mit seiner Handpuppe Jonathan die Moderation übernahm. An dieser Stelle muss ich auch persönlich sagen, dass man einen Festakt zur Festspieleröffnung nicht besser moderieren könnte. Eine wunderbare Idee, die für viel Unterhaltung sorgt.

© Bregenzer Festspiele/Lisa Mathis

Dazu gab es zahlreiche musikalische Auszüge aus dem diesjährigen Festspielprogramm. Es ist immer wieder eine Freude für mich die Wiener Symphoniker spielen zu hören. Für mich persönlich gibt es kaum ein anderes vergleichbares Orchester.

© Bregenzer Festspiele/Karl Forster
© Bregenzer Festspiele/Karl Forster
© Bregenzer Festspiele/Lisa Mathis
© Bregenzer Festspiele/Lisa Mathis
© Bregenzer Festspiele/Lisa Mathis
© Bregenzer Festspiele/Lisa Mathis

Bis 21. August stehen am und auf dem Bodensee insgesamt rund 80 Veranstaltungen auf dem Programm, für die 220.000 Karten aufgelegt wurden. Mindestens 90 Prozent der Tickets waren zu Festspiel-Beginn bereits gebucht.

Madame Butterfly

Den künstlerischen Auftakt des Festivals bildete am Mittwochabend die Premiere der Oper Madame Butterfly von Giacomo Puccini auf der Seebühne, die ich ebenso besucht habe. Nach einer Stunde musste diese zwar, aufgrund eines sich nähernden Unwetters, in das Festspielhaus hinein verlegt werden, aber tat dies der Faszination für diese Produktion keinen Abbruch. Irritierend war für mich hier vielmehr, dass sich das Regieteam zum Ende hin nicht mehr mit auf die Bühne begeben hat. Sehr schade und nicht verständlich. Für die 26 Aufführungen von Madame Butterfly gelangten 189.000 Karten in den Verkauf.

Sibirien

Eine unerwartete Überraschung, wie ich zugeben muss, war für mich die Premiere der Oper „Sibirien“ am Donnerstag im Festspielhaus. Ich selbst kannte dieses nur sehr selten gespielte Werk von Umberto Giordano noch nicht und so waren auch meine Erwartungen gar nicht so hoch. Vielmehr war ich einfach neugierig. Dass dies sich jedoch zu einem Feuerwerk an Dramatik, großartiger Gesangskunst, tollen Bildern und einer erschreckend aktuellen Geschichte entwickelt – damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Daher – mein absoluter Geheimtipp für Kurzentschlossene, die noch eine Karte ergattern können.

Warum Bregenzer Festspiele?

Die Bregenzer Festspiele – ein jährlicher Fixtermin in meinem Kalender. Abseits von Festreden und Premieren möchte ich gerne noch ganz persönlich etwas anmerken. Ich bin Jahr für Jahr wieder beeindruckt, wie professionell das Team der Bregenzer Festspiele hier alles abwickelt. Der Kartenkauf – übersichtlich, schnell und unkompliziert. Detaillierte Informationen überall. An den Veranstaltungsorten hilfsbereite und kompetente Mitarbeiter. All das sehe ich nicht als selbstverständlich an. Vielen Dank dafür. Warum ist es mir wichtig das hier zu erwähnen? Weil es genau das ist, was man in den vielen Zeitungs- und Fernsehberichten leider nie zu sehen und zu hören bekommt. Der Aufenthalt wird einem hier als Gast sehr angenehm gemacht und es ist eine Freude jedes Jahr wieder zu kommen.

Dieser Beitrag ist keine bezahlte Kooperation, meine Festspieltickets sind alle von mir selbst bezahlt. Ich möchte hier auf meinem Blog schlicht meine ehrliche Meinung teilen. Es freut mich sehr – und das möchte ich ebenso offen hier ansprechen – dass ich immer wieder Teil des Festaktes zur Eröffnung sein darf, um euch in diesen Beiträgen und ergänzend auf meinen Social Media Kanälen hierüber berichten zu können.

© Thomas Pail Consulting
© Thomas Pail Consulting

Wer jetzt spontan in die wunderschöne Stadt Bregenz fahren möchte und sich selbst vom Programm der Bregenzer Festspiele überzeugen möchte sollte ganz schnell zugreifen und sich noch die letzten Restkarten der noch verfügbaren Aufführungen sichern:

https://bregenzerfestspiele.com/de/karten/spielplan

Ich freue mich jetzt schon auf die 77. Bregenzer Festspiele 2023.

Thomas Pail

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